Schrei by Eric Berg

Schrei by Eric Berg

Autor:Eric Berg [Berg, Eric]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: bloomoon
veröffentlicht: 2015-01-10T05:00:00+00:00


9

Lulu legte sich in eines der Ruderboote, die der Schule gehörten, und sah in den Himmel. Sie hatte das auch früher schon manchmal gemacht und sich dort immer wohlgefühlt. Das leichte Schwanken des Bootes, das dumpfe Glucksen des Wassers, wenn es gegen den Rumpf schlug, das Spiel der Lichtreflexionen, ab und zu eine glitzernde Libelle – das alles beruhigte sie. Nur die Mücken störten, diese winzigen Mücken, die in Schwärmen über dem See tanzten und die lästige Angewohnheit hatten, in die Augen und den Mund zu fliegen. Daher schloss Lulu die Lider und atmete flach, und sie bewegte sich möglichst wenig, um nicht gleich wieder schwitzen zu müssen. Die Luft stand wie in einem geschlossenen Raum.

Als das Boot wenig später stark wackelte, öffnete sie die Augen.

»Hi!«, sagte Lars und lächelte über das ganze Gesicht. »Wusste ich doch, dass ich dich hier finde. Bist in nachdenklicher Stimmung, was?«

Lulu richtete sich auf. »Und du in wahnsinnig guter, wie mir scheint. Hast du gewonnen?«

»Hä?«

»Kati hat mir erzählt, dass du mit Niko um mich geflippert hast.«

»Ach Kati, diese Giftspinne.«

»Hat die Giftspinne gelogen?«

Lars verdrehte die Augen. »Nein, aber – so what? Wozu die Aufregung?«

»So what? Das ist alles, was dir dazu einfällt? Habe ich vielleicht auch noch ein Wörtchen dabei mitzureden, mit wem ich Zeit verbringe? Du hast dich im Jahrhundert geirrt, wenn du glaubst, dass ich –«

»Jetzt komm mal runter von der Laterne und entspann dich. Ich rudere uns auf den See, ja? Hab den Schlüssel für die Kette vom Hausmeister geklaut. Fertig? Und los geht’s.«

Er zog sein Shirt aus und legte sich kräftig in die Riemen. Das Boot pflügte pfeilschnell durchs Wasser. Zweifellos wollte Lars sie mit seiner Stärke beeindrucken. Er hatte es immer verstanden, sich in Szene zu setzen, und tatsächlich waren sein gutes Aussehen und der trainierte Körper das Erste gewesen, worauf Lulu angesprungen war.

Nach einer Minute glänzte der Schweiß auf seiner Haut.

»Wir baden nackt im See«, sagte er. »Dann chillen wir im Boot. Und dann suchen wir uns ein hübsches Plätzchen irgendwo am Ufer und – na, lass dich überraschen. Keine Sorge, ich hab Gummis dabei.« Lars zwinkerte ihr verschwörerisch zu.

Lulu seufzte und schüttelte sacht den Kopf. »Du hast mir überhaupt nicht zugehört«, murmelte sie. Die Worte strömten einfach aus ihr heraus wie aus einem überlaufenden Gefäß. »Eigentlich hast du mir nie zugehört. Du nimmst dir einfach immer alles, was du haben willst, so wie meinen Tag, so wie den Schlüssel für dieses Boot … «

»Seit wann bist du spießig? Der Hausmeister hätte uns nie außerhalb des normalen Schulbetriebs auf den See fahren lassen.«

»Das blöde Boot ist mir doch völlig egal«, rief sie. »Es geht darum, dass du glaubst, ich sei ein Pokal, über den du ein Kondom stülpst.«

Lars schwieg und ruderte noch schneller, so als würde er vor etwas fliehen.

Sie sagte: »Falls du es noch nicht kapiert hast: Ich bin keine Autogrammkarte von Lukas Podolski und auch kein Konzertticket für One Direction. Man kann nicht um mich spielen und schon gar nicht um mich flippern. Das muss man sich



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